»WHO IS HERE WHEN NO ONE IS?«

Studierende der Hochschule für Künste Bremen 

Die drei beteiligten Künstler*innen nähern sich mit unterschiedlichen visuellen Strategien Situationen an, in denen Menschen oder Körper physisch abwesend sind. Was sie verbindet, ist das Interesse daran, wie Erinnerungen, Spuren und die Präsenz des Menschlichen in Räumen und Materialien bewahrt und sichtbar gemacht werden können. Dabei erscheinen in dieser Ausstellung direkte Darstellungen von Personen kaum. Dennoch entsteht durch den Aufbau des Bildraums, die Auswahl der Materialien, die Anordnung und die Führung der Blickrichtung ein Raum, in dem der Zustand der Abwesenheit erneut präsent wird. 

Qi Jin: Durch die einfache Verwendung alltäglicher Materialien oder künstlerischer Sprachen wie Malerei und Fotografie untersuche ich wie unterschiedliche Materialien, Farben und Formen in begrenzten Räumen und Ebenen sinnvoll kombiniert und angeordnet werden können. Dabei analysiere ich beispielsweise, was die Logik und der Grund für die Kombination sind.

Harumi Miyato: Die Arbeiten von Harumi Miyato untersuchen die Grenze zwischen kommerziellen Werbebildern und traditionellen Ausdrucksformen der westlichen Malerei. Sie verweisen kritisch auf die Fragilität der digitalen Informationsgesellschaft und beleuchten die Auswirkungen kunsthistorischer, vorwiegend eurozentrischer Perspektiven auf die Konsumkultur.

Miyato überträgt mittels Fototransfertechnik Werbefotos internationaler Marken wie IKEA oder H&M Home sowie Reisebilder aus Werbekatalogen des deutschen Supermarkts REWE auf Leinwand. Durch malerische Eingriffe mitAcrylfarbe, die die Farbigkeit der ursprünglichen Bilder aufgreifen, werden deren informativen Inhalte zerstört und in eine bildhafte Ebene überführt, in der Licht und Komposition betont werden. Nähte, Risse oder zufällig entstandene Falten auf der Oberfläche unterstreichen die Fiktionalität der Motive. Digitale Manipulationen sowie malerische Verzerrungen, Verschiebungen und Wiederholungen erzeugen bewusste Brüche, die die ästhetische Spannung zwischen der Reproduzierbarkeit digitaler Bilder und der Einmaligkeit der Malerei sichtbar machen. So hinterfragt Miyato, wie alltägliche Bilder wahrgenommen und bewertet werden. 　

Marei Dierßen: In meinen Malereien erfinde ich Räume. Sie geben Einblicke in entdeckte und ausgedachte Lebenswelten der Jetztzeit. Mit meiner Liebe zum Theater und auch, weil ich neben der Malerei im Bühnenbild meine künstlerische Praxis ausführe, ist das Spiel der Inszenierung mir eine Freude. In erster Linie inszeniere ich in meinen Bildern Stillleben, jedes Objekt ist aufs genauste positioniert und gleichwertig sowie in Bezug stehend zu den restlichen Elementen. Als Motiv interessiert mich neben der Inneneinrichtung vor allem das Bild im Bild. Bildzitate von Kunstwerken, die ich selbst mag oder als passend für die Inszenierung erachte, interagieren mit dem Rest des Raumes und thematisieren selbstreflexiv das Medium Malerei. Indem ich in ausgewählten Ausschnitten die Kunstgeschichte kopiere, huldige, repräsentiere und hinterfrage, stelle ich auch Fragen über Aneignung, Einfluss und Kontextualisierung. Auch möchte ich damit zum Ausdruck bringen, dass sich Geschichte, Motive, Inspirationen und Stile durch die Zeit hinweg immer wiederholen und eine Verkettung von Vergangenem und Gegenwärtigem unumgänglich ist. Durch eine oftmals verkehrte Perspektive, das Auflösen der Grenzen von drinnen und draußen und Spiegelungen entsteht eine (nahezu) surreale Stimmung, die zur Verbindung von Sehnsucht, Befremdlichkeit, Theatralität und Einwirkung beiträgt. 

Ausstellungszeitraum: 24.05. bis 20.06.2025

Künstler*innengespräch: Freitag, 06.06. von 16.30 - 18 Uhr

Geänderte Öffnungszeiten:

Mi von 15 - 18 Uhr
Do von 17 - 20 Uhr
Fr von 15 - 18 Uhr

Der Eintrtt ist frei.